KEIN LÄRM MEER
Lärm im Meer – Kein „Stiller Ozean“
Das Meer ist kein „Stiller Ozean“ – es gibt viele natürliche Geräusche. Sie klingen schön, überraschend, laut und leise, einfach oder komplex.
Regen, Wellen, Brandung, Seebeben und Vulkane am Meeresboden sowie abbrechende Eisberge und aneinanderstoßende Eisschollen verursachen eine vielfältige, immerwährende Geräuschkulisse im Meer.
Meerestiere erzeugen vielfältige Geräusche zur Nahrungssuche, Kommunikation, Partnersuche, Feindvermeidung und Navigation. Die Geräusche und deren Echos helfen den Tieren, ihre Umgebung zu erfassen – in den dunklen Weiten der Meere funktionieren sie wie akustische Fühler.
Menschen verursachen immer mehr Lärm im Meer, vor allem bei der Schifffahrt, beim Erkunden von Rohstoffen im Meeresboden, bei militärischen Aktivitäten sowie beim Bau und Betreiben von Windkraftanlagen und Bohrinseln.
Damit verändern Menschen die akustischen Landschaften im Meer – den Tieren wird es zu laut. Der Krach scheucht sie umher und stört ihr Sozialverhalten. Bei der Flucht vor dem unerträglichen und schmerzhaften Lärm kommt es zu Verletzungen und nicht selten zum Tod der Tiere.
Das OZEANEUM zeigt aktuell verschiedene Ausstellungsinhalte zum Thema KEIN LÄRM MEER. Im Foyer begrüßt ein Orca-Modell mit Lärmquellen-Tattoos die Gäste. Vor dem Ostsee-Aquarium kommen Besucher und Besucherinnen an Hörstationen vorbei. Dort können Hörbücher über die Problematik Unterwasserlärm gehört werden.
Wissensclips
Unterwasserlärm: Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze
Unterwasserlärm in der Ostsee
Welche Lärmquellen gibt es?
Sonargeräte dienen der Erkundung der Meeresumwelt und der Sicherheit der Schifffahrt. Die Geräte senden Schallwellen aus und empfangen die Echos. Daraus werden auf Monitoren Fischschwärme, Wracks, U-Boote oder Untiefen sichtbar. So können Schiffsführer in das Meer schauen.
Insbesondere die leistungsstarken Sonare von U-Booten und anderen Kriegsschiffen beeinträchtigen marine Säugetiere: Der extrem hohe Schalldruck kann Wale und Delfine vertreiben oder gar betäuben. Zu schnelles Auftauchen führt zur „Taucherkrankheit“ und zum Tod der Tiere. Walstrandungen sind oftmals die Folge.
Motoren, Propeller und Sonare der Schiffe erzeugen einen permanenten Lärm. Der Lärmpegel der einzelnen Schiffe variiert nach Größe, Beladung und Geschwindigkeit. Zusammen ergeben die Tausende von Schiffen einen beständigen Unterwasserlärm, der für die Meerestiere alle natürlichen Geräusche überlagert. Gesetzliche Schallschutzvorschriften, alternative Antriebssysteme und Schutzgebiete ohne Schifffahrt vermindern die Lärmbelästigung im Meer.
Die Fundamente für Offshore-Bauwerke wie Öl- und Gasplattformen oder Windkraftanlagen werden 50 Meter und tiefer im Meeresboden verankert. Hydraulische Rammen treiben die Pfeiler mit mehreren tausend Schlägen in den Boden. Es vergehen Tage, bis ein Pfeiler mit bis zu neun Meter Durchmesser versenkt ist. Dabei entsteht ein Höllenlärm. Die Schallwellen setzen sich Hunderte Kilometer weit im Meer fort.
Beim Erkunden des Meeresbodens senden mehrere Unterwasser-Luftdruckkanonen in rascher Folge Schallwellen aus. Diese dringen hunderte Kilometer tief in den Meeresboden ein. Hydrophone zeichnen die Echos auf. Computer berechnen daraus genaue 3D-Karten vom Meeresboden. Diese geben Auskunft über wirtschaftlich lohnende Erdöl- und Gasvorkommen und deren exakte Position. Der extrem hohe Schalldruckpegel schädigt vor allem Meeressäugetiere.
Millionen Tonnen Munition verrosten auf dem Grund der Nord- und Ostsee. Sie gefährden Schifffahrt, Fischfang und Anwohner. Zudem belasten sie beim Verrosten mit ihren giftigen Bestandteilen die Umwelt der Meerestiere. Lokale Sprengungen zur Beseitigung der Seeminen erzeugen die lautesten von Menschen verursachten Geräusche im Meer. Unterwassermikrofone können diese Druckwellen nahezu weltweit aufzeichnen.
Menschen lieben ein sauberes und scheinbar unberührtes Meer. Deshalb erschließen Reiseunternehmer immer neue, bisher ungenutzte Gebiete – wie die Antarktis. Zum Lärm der Schiffe kommt der Krach von hochseetauglichen Schlauchbooten, mit denen Touristen in immer entlegenere Gebiete vordringen. Auch an allen anderen Küsten sorgen Millionen von Urlaubern mit Motorbooten, Jetski oder Wasserski für einen unerträglichen Unterwasserlärm.