Die Aquarien des MEERESMUSEUMs sind seit jeher ein Besuchermagnet. Derzeit wird das traditionsreiche Museum umgebaut. Bevor die Gäste die Aquarienbewohner im modernisierten MEERESMUSEUM wiederentdecken können, fließt viel Arbeit in die Planung und Vorbereitung der neuen Becken.
Zunächst bespricht ein Team aus Aquarianer*innen, (Ausstellungs-) Planer*innen und Präparator*innen das Konzept, den Besatz und die notwendige Technik eines Beckens. Dabei werden Skizzen gezeichnet, die später als Grundlage für die Entwicklung von detaillierten Modellen des Aquariums dienen. Im Maßstab eins zu zwanzig fertigt Stefan Schmidt, zuständig für Spezialaufgaben und Planung, von jedem Aquarium ein Arbeitsmodell an. Es besteht aus mitteldichten Faserplatten und zeigt die Umrisse des jeweiligen Beckens und seinen Besucherbereich. Anhand dessen erhalten die Planer*innen einen Eindruck von den Sichtachsen, die entstehen werden.
In den hölzernen Arbeitsmodellen fertigt Präparator Martin Jost anschließend aus Montageschaum, Holzmehl und Acrylfarbe maßstabsgetreue Kleinmodelle der Aquariendekoration an. Diese dienen der Visualisierung von Gestaltungselementen. Mit Hilfe der abgebildeten Perspektiven lassen sich schon im Vorfeld interessante Momente erahnen und erschaffen. Wenn die Aquarien später mit Wasser gefüllt sind, wird der Blick nochmal optisch verkürzt, sodass die hinteren Bereiche des Beckens näher erscheinen, als sie tatsächlich sind. In der Regel steht keine Aquariengestaltung mit dem ersten Entwurf fest und bis ein Kleinmodell angefertigt ist, vergehen mehrere Tage.
Derzeit arbeitet Martin Jost an der Visualisierung des größten Beckens im modernisierten MEERESMUSEUM, das die Besucher*innen in Zukunft von drei Ebenen aus betrachten können. Hinter einer neun Meter hohen Aquarienscheibe werden darin mittelgroße Fische wie der Franzosengrunzer, der Kreolenfisch und der Karibische Spatenfisch zu sehen sein, die in der Karibik vorkommen und gern Schwärme bilden.
Das Kleinmodell dient auch dazu, die für die Konstruktion benötigte Materialmenge abzuschätzen und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wo schwer zu realisierende Bereiche sind, an welchen Stellen später die Technik verläuft und was sich vielleicht nicht umsetzen lässt. Auf diese Weise können Fehler vermieden werden. Steht ein Kleinmodell endgültig fest, fertigen die Präparator*innen einen 3D-Scan davon an, um die Dekorationsflächen und das Volumen der Kulissen zu bestimmen und den Auftrag für die Umsetzung an Kulissenbauer*innen zu vergeben. Diese verwenden das Kleinmodell als Vorlage, die sie in größerem Maßstab nachbauen. Dafür modellieren sie glasfaserverstärkten Beton um einen Stahlrahmen und ein Drahtgeflecht.
Neu angelegte Aquarien ähneln Gärten, die frisch bepflanzt sind: Sie entwickeln sich und sehen zu Beginn anders aus, als später, wenn sich darin das Biotop samt seinen Wechselwirkungen entfaltet. Im modernisierten MEERESMUSEUM werden die Besucher*innen einen Aquarienrundgang erleben, der von der Karibik aus westwärts über die warmen Meere bis hin zum Roten Meer reicht. Die Gestaltung der Becken richtet sich dabei nicht nur nach dem Lebensraum, den sie darstellen, sondern ist auch an die Bedürfnisse der späteren Aquarienbewohner angepasst: Während manche Arten Rückzugsmöglichkeiten und einen versteckten Schlafplatz in einer Höhle oder auf einem Felsvorsprung benötigen, ziehen es andere vor, direkt in der Wassersäule zu schwimmen.