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[04.10.2022] Um den Beifang von Schweinswalen in ihren Stellnetzen zu reduzieren, setzen Fischer vor der Küste Schleswig-Holsteins seit 2017 freiwillig sogenannte Porpoise-ALerting Devices (PALs) ein. In einem internationalen Forschungsprojekt untersuchen Wissenschaftler*innen bis Ende 2024 die Wirksamkeit zur Beifangreduzierung und die Langzeiteffekte der Warngeräte.

Anfang dieses Sommers startete vor der dänischen Nordküste bei Fyns Hoved ein aufwendiger Feldversuch zum Schutz der Schweinswale. Unter Leitung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund untersuchen die Forschenden mithilfe von Drohnen, klassischen Vermessungstechniken und Unterwasserhorchstationen sowohl das Verhalten von Schweinswalen bei der Echoortung als auch, wie weit sie sich einem experimentellen Netz nähern, an dem PALs akustische Warnsignale abgeben. „Die künstlichen, von PALs ausgesendeten Signale ähneln einer natürlichen, aggressiven Klicksequenz, die Schweinswale auf eine mögliche Gefahr aufmerksam machen soll. Die Beifangraten haben sich durch dieses Gerät in groß angelegten Fischereiversuchen verringert, doch es ist unklar, ob das Prinzip auch auf Dauer effektiv wirkt und ob es die langfristige räumliche Verteilung von Schweinswalen beeinflusst“, sagt Projektleiter Dr. Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum.

Die Stralsunder Wissenschaftler*innen verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der bioakustischen Forschung an in der Ostsee heimischen Kleinwalen. Nun bündeln die Forscher*innen ihre Kompetenzen mit den Daten, der Logistik und den Erfahrungen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, der Universität Aarhus, dem Naturhistoriska Riksmuseet in Stockholm, der Meereszoologie Nehmten sowie dem Ostsee Info-Center in Eckernförde.

Da PALs in Schleswig-Holstein seit 2017 bereits ohne ein Monitoring der Beifangraten eingesetzt werden, müssen Daten von Schweinswalen in Dänemark erhoben werden, die PALs bisher noch nicht „hörten“. Diese Daten dienen dann als Vergleichsgrundlage, um festzustellen, ob die Tiere sich an PALs gewöhnen. Dies könnte die Effizienz der Geräte verringern und die Beifangrate wieder erhöhen.

Im Dezember 2013 griffen in Schleswig-Holstein erstmals freiwillige Maßnahmen zur Reduktion von Schweinswalbeifängen. Seit 2017 werden Fischern, die ihre Netze mit PALs ausrüsten möchten, die Geräte kostenfrei über das Ostsee Info-Center Eckernförde zur Verfügung gestellt. „Wir wollen mithilfe der Fischer die Frage nach der dauerhaften Wirkung der PALs beantworten“, erklärt Dr. Christian von Dorrien vom Thünen-Institut für Ostseefischerei aus Rostock. „Wir arbeiten daran, dass Fischerei nachhaltig ist und dazu gehört es einfach, dass Schweinswalbeifänge so weit wie möglich reduziert werden.“

Zusätzlich sind im Projekt die Universität Aarhus und das Naturhistoriska Riksmuseet in Stockholm eingebunden. „Unsere Projektpartner aus Dänemark und Schweden erlauben es uns, in Gebieten zu arbeiten, in denen PALs noch nicht genutzt werden. So wollen wir auch Rückschlüsse darüber erlangen, ob die Geräte für andere Schweinswalpopulationen anwendbar sind“, erläutert Michael Dähne. „Die Schweinswale der inneren Ostsee sind vom Aussterben bedroht – doch ob PALs wirklich für diese Tiere anwendbar sind, bleibt abzuklären. Die wenigen verbliebenen Tiere brauchen unbedingten Schutz, der durch diese akustischen Alarmgeräte womöglich nicht realisiert werden kann.“

Die ersten akustischen und visuellen Daten, die in diesem Sommer in Dänemark gesammelt wurden, sind mit einer Größe von 20 Terabyte so umfangreich, dass sie derzeit noch weiter gesichtet werden müssen. Klar ist aber schon jetzt, dass die Reaktionen auf die PALs und das experimentelle Netz vielfältig sind und zahlreiche neue Erkenntnisse liefern werden.

Das Projekt wird mit 900 000 Euro vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Alle Projektpartner bedanken sich bei den teilnehmenden Freiwilligen, die mit ihrem Einsatz bei der Feldkampagne unschätzbare Dienste für das Projekt geleistet haben.