Bei einem seiner täglichen Spaziergänge an der Küste bei Ahlbeck entdeckte der Usedomer Jan Kruse eine ungewöhnlich große Krabbe. Das Tier trieb leblos nahe dem Ufer auf einem Algenteppich. Ihm fiel auf, dass es sich nicht um eine typische Ostseekrabbe – wie die weit bekannte und häufige Strandkrabbe – handelte. Das Tier zeigte eine blau schimmernde Färbung auf den Gliedmaßen und war mit über 20 cm ungewöhnlich groß. Kruse wendete sich deshalb an das Deutsche Meeresmuseum.
Ines Martin, Kuratorin für Krebse, bestimmte den Fund anhand von Fotografien der Krabbe und hält ihn für eine kleine Sensation: „Die sogenannte Blaukrabbe ist eine Art aus dem Ostatlantik, die fischereiwirtschaftlich sehr interessant ist. Vor allem das Muskelfleisch in den Gliedmaßen gilt als Delikatesse. Um 1900 gab es an der französischen Atlantikküste einen ersten Nachweis dieser Art in Europa, 1964 den ersten Fund in der Nordsee in der Nähe von Cuxhaven. Nur zwei Einzelnachweise für die Ostsee sind bisher in der Literatur erwähnt: 1951 bei Kopenhagen und 2007 weiter nördlich in Skagen, zwischen dem Kattegat und Skagerak. Für die innere Ostsee waren bis dato keine Funde gemeldet“, erklärt die Biologin.
Wie die Krabbe so weit östlich bis an die Küste von Mecklenburg-Vorpommern gelangt ist, kann nur gemutmaßt werden. Immer wieder verirren sich auch andere Meerestiere wie Wale, hier nicht heimische Fische und Meeresschildkröten in die Ostsee. Bestimmte westliche Strömungen könnten die „Einreise“ in die sich immer weiter erwärmende Ostsee begünstigt haben.
Die gefundene Blaukrabbe, ein ausgewachsenes Männchen, wird nun in die biologische Sammlung des Deutschen Meeresmuseums übergehen. Zur Krebstier-Sammlung zählen bereits über 5500 Objekte, darunter auch das Präparat einer Japanischen Riesenkrabbe.