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Internationales Forscherteam besorgt über geringe Zahl von Kegelrobben-Nachwuchs in der südlichen Ostsee

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Ein Forscherteam aus Deutschland, Dänemark, Polen und Schweden fordert aufgrund der Ergebnisse ihrer aktuellen Studie weitere Schutzmaßnahmen für Kegelrobben. In den Gebieten der südlichen Ostsee, der dänischen Meerenge und des Kattegats ist die Zahl der Nachkommen bei Kegelrobben besorgniserregend niedrig.

Die Wissenschaftler*innen untersuchten alle verfügbaren Daten über das Vorkommen und die Geburten von Kegelrobben in der südlichen Ostsee, der dänischen Meerenge und dem Kattegat. Durch die nun veröffentlichte Studie lässt sich die kontinuierliche Rückkehr der Kegelrobbe in diese Gebiete nach 100-jähriger Abwesenheit nachvollziehen. Obwohl aber der Bestand der Kegelrobben durch Zuzug von Tieren aus der zentralen Ostsee von 150 im Jahr 2003 auf etwa 2500 im Jahr 2020 wuchs, sank die Geburtenrate im gleichen Zeitraum von 2 auf 0,5 Prozent. 2020 wurden lediglich acht Kegelrobbengeburten registriert.

Über die Ursachen kann das Forscherteam derzeit nur spekulieren. Es geht jedoch davon aus, dass Umwelt- und Lärmverschmutzung sowie die klimatischen Veränderungen den Geburtenrückgang verursacht haben. Fast alle Kegelrobben aus südlichen Ostseeregionen ziehen in der Wurfzeit in nördliche Bereiche. Wurden früher Kegelrobben meist auf Eis geboren, sind nun die Schären und Inseln vor Schweden, Finnland und Estland die häufigsten Wurfplätze. „Um eine langfristig überlebensfähige Population von Kegelrobben in der südlichen Ostsee, der dänischen Meerenge und dem Kattegat zu gewährleisten, ist es unerlässlich, die wenigen geeigneten Wurfplätze ganzjährig zu schützen“, fordert Dr. Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum. „Nur so ist eine ungestörte Geburt und Aufzucht der Jungtiere möglich.“

In der gesamten Ostsee wurde die Zahl von Kegelrobben zwischen 1900 bis in die 1970er-Jahre durch systematische Jagd und Umweltverschmutzung dramatisch reduziert. Die massive Belastung mit Umweltgiften führte dazu, dass bis zu 80 % der weiblichen Kegelrobben bis etwa 1980 unfruchtbar waren und keine Jungen mehr bekommen konnten. Die Unterschutzstellung der Ostsee-Kegelrobbe, ein Jagdverbot und die Verbesserung des Umweltzustandes der Ostsee ermöglichten eine allmähliche Erholung der Population. Dieser Anstieg führte zu Unmut bei Fischern, aufgrund der durch Robben verursachten Schäden an Fang und Fischereigerät. Das Land Mecklenburg-Vorpommern initiierte daraufhin Managementmaßnahmen, um den Konflikt abzumildern. Seit 2020 können Fischer Entschädigungszahlungen für Robbenschäden beim Land beantragen. „Ein guter Weg, um ein nachhaltiges Miteinander von Kegelrobben und der Küstenfischerei zu ermöglichen“, so Dr. Michael Dähne. „Die Kegelrobben gehören an die Küsten Mecklenburg-Vorpommerns – sie waren hier über 80 Jahre lang ausgerottet. Wir müssen jetzt den Umgang mit den Tieren wieder erlernen und ihre Anwesenheit als vollkommen natürlich begreifen. Sie stellen darüber hinaus auch eine sehenswerte Bereicherung für den Tourismus dar.“

Für die Studie kooperierten Wissenschaftler*innen des Deutschen Meeresmuseums Stralsund in Deutschland, der Universität Aarhus und des Museums für Naturkunde Kopenhagen in Dänemark, der Marine Forschungsstation in Polen und des Stockholmer Naturkundemuseums in Schweden miteinander.

Link zur Studie: bioone.org