Dr. Dorothee Moll vom Thünen-Institut für Ostseefischerei beschäftigte sich mit dem Atlantischen Hering, einem der ökologisch und wirtschaftlich wichtigsten Fischarten der Welt und dem „Brotfisch“ der Ostseefischer. In ihrer Arbeit geht es konkret um die Bedeutung von ausgewählten Laich- und Aufwuchsgebieten für die Heringspopulation der westlichen Ostsee. Der Greifswalder Bodden ist ein wichtiges Gebiet für die Fortpflanzung des Herings. Die Wissenschaftlerin untersuchte in ihrer Studie den quantitativen Beitrag verschiedener Laichgebiete entlang der Ostseeküste zur Population. Sie wies zudem nach, welche große Bedeutung Temperatur, Wassertiefe im Greifswalder Bodden und starke Sturmereignisse auf das Überleben der Eier haben. Die Ergebnisse ihrer Forschung sind Grundlage für zuverlässige Schätzungen der Produktivität innerhalb einzelner Laichplätze, deren Beitrag zur gesamten Heringspopulation der westlichen Ostsee und Fundament für einen gezielten Schutz dieser Fischart.
Im Zentrum der Arbeit von Dr. Jens Daniel Müller vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde standen die Ozeanversauerung und deren Besonderheiten in der Ostsee. Dazu entwickelte er eine optische pH-Messmethode weiter, die bislang nur bei den hohen Salzgehalten der offenen Ozeane einsetzbar war, jetzt aber auch im Brackwasser anwendbar und damit für Forscher weltweit von Interesse ist. Außerdem arbeitete er mit Miesmuscheln, denen die Versauerung – wie allen kalkhaltigen Organismen – Probleme bereitet. In der Ostsee siedeln sie oft in Seegraswiesen. Dort schwankt der pH-Wert aufgrund wechselnder Photosyntheseaktivität. Müller fand heraus, dass die Muscheln die Zeitfenster mit hohem pH nutzen können, um ihre Kalkschalen problemlos aufzubauen. Diese Ergebnisse machen deutlich, wie wertvoll Seegraswiesen als Schutzhabitate vor globaler Versauerung sind.
„Mit beiden Arbeiten wurden erhebliche Wissenslücken über wichtige Prozesse in der Ostsee geschlossen: So wurde zum einen nachgewiesen, dass der Greifswalder Bodden ein sehr wichtiges Laich- und Aufwuchsgebiet für die Heringsbestände der westlichen Ostsee ist, zum anderen dichte Bestände von Makrophyten im Brackwasser die Auswirkungen der Ozeanversauerung mildern können“, begründet der Direktor des Deutschen Meeresmuseums Andreas Tanschus die Auswahl beider Arbeiten.
Dr. Dorothee Moll (* 1987) studierte Biologie an der Universität Hamburg mit Spezialisierung in Meeresbiologie an der Universität Rostock. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin im EU-Projekt HERRING am Thünen-Institut für Ostseefischerei (2013/14) und dort ab 2014 Doktorandin im EU-BONUS Projekt INSPIRE, bei dem sie ebenfalls Heringe erforschte. 2018 promovierte sie an der Universität Hamburg. Seit Mai 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Thünen-Institut für Ostseefischerei.
Dr. Jens Daniel Müller (* 1986) wandte sich nach seinem Bachelor-Abschluss in Chemie an der Philipps-Universität Marburg der Meeresforschung zu. Er studierte Biologische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (2010–2012) und fertigte seine Masterarbeit am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung an. In seiner Promotionsarbeit (2014–2018) am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde konzentrierte er sich auf die Ostsee und die Biogeochemie ihres CO2-Kreislaufes.
Der Preis der „Forschungsstiftung Ostsee“ wird jährlich an Nachwuchswissenschaftler*innen für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Erforschung der Fauna und Flora der Ostsee, der angrenzenden Gewässer und Küstenlebensräume sowie der Erforschung der Einwirkungen durch die zunehmende wirtschaftliche Nutzung auf die marine Umwelt vergeben. Weitere Informationen unter deutsches-meeresmuseum.de/forschungsstiftung-ostsee