Selbst bei ambitionierter Klimapolitik wird die Menschheit Mitte des Jahrhunderts voraussichtlich noch immer fünf bis fünfzehn Prozent der aktuellen Kohlendioxid-Emissionen freisetzen und die Erderwärmung weiter vorantreiben. Das Einhalten der Klimaziele erfordert einen Ausgleich dieser Restemissionen durch eine gezielte Kohlendioxid-Entnahme und -Speicherung. Viele Verfahren der CO₂-Entnahme und -Speicherung sind landbasiert. Da Land bereits jetzt eine knappe Ressource ist, werden auch ozeanbasierte Ansätze und Verfahren verstärkt erforscht.
Die Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“, kurz: CDRmare (CDR: Carbondioxide Removal – CO₂-Entnahme) untersucht, ob und in welchem Umfang der Ozean eine wesentliche Rolle bei der Entnahme und Speicherung von CO₂ aus der Atmosphäre spielen kann. Es werden dabei auch die Wechselbeziehungen mit und die Auswirkungen auf die Meeresumwelt, das Erdsystem und die Gesellschaft sowie geeignete Ansätze für die Überwachung, Attribution und Bilanzierung der marinen Kohlenstoffspeicherung in einer sich verändernden Umwelt betrachtet.
Bereits die bisherigen Ergebnisse von CDRmare liefern wichtige Hintergrundinformationen für nationale, europäische und internationale politische Prozesse, Vereinbarungen und Regelungen, wie dem nationalen Klimaschutzplan 2050. Prof. Andreas Oschlies wird in seinem Vortrag die verschiedenen in CDRmare erforschten Methoden vorstellen, ihre Potenziale aufzeigen, aber auch auf die mit den Methoden verbundenen gesellschaftlichen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Implikationen sowie auf die notwendigen politischen Weichenstellungen eingehen.
Prof. Dr. Andreas Oschlies ist seit 2006 Professor für Marine Biogeochemische Modellierung am GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Sprecher der Forschungsmission CDRmare.
Die Forschungsmission CDRmare setzt sich aus sechs Verbünden zusammen, in denen verschiedene Methoden der marinen CO₂-Entnahme und Speicherung (Alkalinisierung, Blue Carbon, Künstlicher Auftrieb, CCS) hinsichtlich ihres Potenzials, ihrer Risiken und Trade-Offs untersucht und in einem transdisziplinären Bewertungsrahmen zusammengeführt werden. Das Deutsche Meeresmuseum ist Kooperationspartner im Verbund GEOSTOR, dessen Arbeit darauf abzielt, untersuchungswürdige Speicherformationen zu identifizieren und eine „Roadmap“ für die Umsetzung der CO2-Speicherung im Bereich der deutschen Nordsee zu entwickeln.
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Oschlies
OZEANEUM | Mehrzwecksaal, Eingang Tagungszentrum
30. Januar 2023 | 19:30 Uhr | Eintritt: frei
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