NATUREUM: Darßlandschaft, Ostseeküste, Leuchtturm
Das kleine Naturkunde-Museum im Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaft“ beherbergt seit 1991 Ausstellungen zum Naturraum Darßer Ort, zur Ostseeküste und zu den Tieren der Region. Die Ostseeaquarien, der Strand- und Dünengarten, ein Feuchtbiotop und der begehbare Leuchtturm belohnen nach der autofreien Anreise durch den Darßwald.
Naturraum Darßer Ort
Beginnend mit einem geografischen Überblick über den Nationalpark und die geologische Geschichte der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, taucht der Gast in die faszinierende Bildung des erst in den vergangenen 2 000 Jahren entstandenen Neudarß als einzigartiges Bauwerk des Meeres ein. Fotodokumente zeigen die beeindruckende, vom Menschen ungestörte und hautnah erlebbare Dynamik seiner Küste – die Abtragung der Ufer am Darßer Weststrand und die fortlaufende Bildung neuer Sandhaken am Darßer Ort.
Die beständig verändernden Lebensräume auf dem Neudarß, besonders am Darßer Ort, bilden den Schwerpunkt der Ausstellung im NATUREUM.
Grafiken und Fotografien sowie Präparate und weitere Exponate veranschaulichen diese vielfältigen Lebensräume: Wald, Strandseen, Dünen sowie Strand- und Flachwasserareale werden in der Ausstellung gezeigt.
Wer das Gelände des NATUREUMs betritt, kommt nicht umhin den Reff- und Riegengarten sowie das Dünenbeet wahrzunehmen, die vor dem Hauptgebäude angelegt wurden. Es handelt sich um zwei der Landschaften rund um das NATUREUM nachempfundene Biotope. Die Küstenlandschaft, nachgebildet in dem Dünenbeet, besteht aus verschiedenen Dünenzügen. Vom Meer aus betrachtet macht die Weißdüne den Anfang. Dabei handelt es sich um eine junge Düne mit lichtem Pflanzenbewuchs, wie Strandhafer und Strandroggen. Die Graudüne ist eine schon ältere Düne, die bereits mit einer durchgehenden Pflanzendecke aus Silbergras und Sandsegge bewachsen ist. Auf der anschließenden Braundüne haben sich Habichtskraut und Grasnelken angesiedelt. Auch finden sich in diesem Gebiet Kiefern und Wacholder, die den Übergang zum natürlichen Kiefernwald einleiten.
Nur per Fuß, Fahrrad oder der Pferdekutsche zu erreichen, bietet das nahe Umland des NATUREUMs ein fast ungestörtes Naturerlebnis. Nahe am Leuchtturm liegt der naturbelassene Weststrand, wo zwischen Ostsee und Steilküste ein abwechslungsreicher Rundweg nach Norden beginnt. Der Spaziergang durch Dünenlandschaft und Waldgebiete führt auch zum Darßer Nothafen, in dem Fischer- und Freizeitboote in Notfällen Unterschlupf finden können. Wieder zurück auf dem Gehöft, bietet das Museumscafé Gelegenheit für Muße und Stärkung.
Tiere der Darßlandschaft
Die Ausstellung „Tierwelt der Darßlandschaft“ zeigt zahlreiche Exponate von Wald- und Wasservögeln sowie von Säugetieren des Waldes und der Feuchtgebiete.
Erleben Sie den „Darßwald bei Nacht“ – die Großvitrine präsentiert die Präparate in lebensnaher Situation.
Seeadler sind die Wappenvögel von Mecklenburg-Vorpommern. In den küstennahen Wäldern und im seenreichen Binnenland leben heute mehr als 250 Brutpaare. Auch im Nationalpark Vorpommersche Boddenküste brüten die großen Adler und bestimmt haben einige von Ihnen schon die markante Silhouette am Himmel ausfindig gemacht. Wenn die majestätischen Adler mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,50 Meter gemächlich ihre Kreise ziehen, bieten sie ein beeindruckendes Schauspiel.
Alljährlich findet in den Küstenregionen zwischen der Halbinsel Fischland/Darß/Zingst und Rügen ein für nördliche Breiten unvergleichliches Schauspiel statt. Allein die imposante Statur, das helle, auffällige Gefieder und die eleganten Balztänze der Kraniche machen die Beobachtung zu einem bewegenden Erlebnis: Über 40.000 Vögel des Glücks, als die sie in Asien gelten, ziehen an Vorpommerns Küste zweimal täglich von den Schlafplätzen im flachen Boddenwasser zur Futtersuche und zurück Wenn sie dann in großer V-Formation laut rufend über den Himmel gleiten, werden Ehrfurcht und Glücksgefühle mancher Menschen verständlich. Die imposanten Vögel gelten nicht umsonst als Symbol für Sehnsucht, Fernweh und Freiheit.
Schweinswale halten sich in der Zeit von Frühjahr bis Herbst westlich des Darß auf, meistens lässt sich allerdings nur die Rückenfinne des Tieres ausmachen. Die Kegelrobben hingegen strecken schon mal den Kopf aus dem Wasser oder werden am Strand bzw. am Ufer gesichtet. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren Kegelrobben in der Region heimisch, wurden jedoch von den Fischern gejagt und in die zentrale Ostsee zurückgedrängt. Seit den letzten Jahren werden wieder regelmäßig Tiere in der Nähe vom Darßer Ort gesichtet. Das Vorkommen der Tiere in der Darß-Zingster-Boddenkette belegt die enorme Anpassungsfähigkeit der Kegelrobben an unterschiedliche Lebensräume und mit etwas Glück kann man die Robben ganz in der Nähe des Darßer Ortes beobachten.
Eine Kostbarkeit der Ausstellung ist die Großvitrine „Darßwald bei Nacht“. Mehr als 30 verschiedene nachtaktive Tiere sind in ihrer natürlichen Umgebung zu bestaunen. In den ausgedehnten Wäldern im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind die großen Säugetiere am auffälligsten. Wildschweine und Füchse kann man fast überall im Nationalpark antreffen. Sie profitieren vom reichen Nahrungsangebot in den Wäldern. Aber auch Steinmarder und Iltis sowie Igel und Dachs leben im Darßwald. Die weitläufige Boddenlandschaft bietet darüber hinaus Fischottern einen idealen Lebensraum.
Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist überaus reich an Wasservögeln. Zu den elegantesten Küstenvögeln zählen die Seeschwalben. Vom Strand aus kann man die langflügeligen Vögel mit schwarzer Kopfplatte gut beobachten, wenn sie im Flachwasser mit waghalsigen Sturzflügen kleine Fische erbeuten. Die auffällig gefärbten Säbelschnäbler und Austernfischer brüten auf Inseln im Bodden. Der deutlich kleinere Sandregenpfeifer erscheint dagegen eher unauffällig. Aber auch Singvögel zählen im Winterhalbjahr zu häufigen Strandgästen. Berghänflinge und Schneeammern brüten im hohen Norden Europas – wenn es dort zu unwirtlich wird, kommen sie an unsere Küsten und suchen im Spülsaum nach Nahrung.
Ostseeküste mit Bernsteinkabinett
Die Ausstellung Ostseeküste beeindruckt mit großformatigen Fotos interessanter Abschnitte in Nationalparken und Naturschutzgebieten an den über 7 000 Kilometer langen Küsten der Ostsee.
Das vielfältige Landschaftsbild der Küste entstand durch geologische Gegebenheiten, die in der Ausstellung anschaulich gezeigt werden: Vitrinen mit gestalteten Ausschnitten von Geröllstränden, typische Gesteine und zahlreiche Fossilien.
Das Bernsteinkabinett präsentiert Funde von der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Grafiken und Originalmaterial machen den langen Wag des Baltischen Bernsteins erlebbbar.
Fossilien sammeln statt suchen lautet das Motto für Interessierte, wenn sie auf Gotland, der zweitgrößten Ostseeinsel, auf Schatzsuche gehen. Die dortigen, 410 - 440 Millionen Jahre alten Schichten des Silurs sind besonders fossilreich und stammen aus ehemaligen Korallenriffen. Laufe der Jahrzehnte reisten auch die Wissenschaftler des Deutschen Meeresmuseums immer wieder nach Gotland. Ein Ergebnis dieser Forschungs- und Sammlungsfahrten ist eine Vitrine in der Ausstellung „Ostseeküste - Landschaften und Naturschutzgebiete rings um das Mare Balticum“ im NATUREUM. Sie zeigt den für Gotland typischen Kalkstein-Geröllstrand.
In der Ausstellung „Ostseeküsten“ befindet sich ein besonderes Original: eine Kalksteinplatte mit ungewöhnlich großen Fossilien, Kopffüßern – Orthocerenkalk oder „Ölandstein“ aus Schweden. Im Steinbruch von Sandvig auf Öland fand man davon im Frühjahr 2003 echte Museumsstücke. Das Exemplar, was für das Museum bestimmt war, musste bis zum NATUREUM, die Treppe hinauf und in den Ausstellungsraum im 1. Obergeschoss des Hauptgebäudes transportiert werden. Die schwere Platte aus dem recht brüchigen Kalkstein wurde mit viel Vorsicht und Feingefühl längs aufgespalten und konnte nur so an den vorgesehenen Standort gebracht werden.
Insbesondere nach schweren auflandigen Stürmen und Hochwasser beginnen die sogenannten „Bernsteinfischer“ ihre Suche. Dann werden die dichten, wirren Seegrasreste sowohl in der Brandungszone abgefischt als auch am Wassersaum eingesammelt. Üblicherweise lässt sich so allenfalls eine Handvoll Bernstein finden. In solchen Fällen erweisen sich die Strände entlang der vorpommerschen Ostseeküste als wahre Fundgruben für kleine fossile Schätze. Die gelb-braunen fossilen Harzklumpen werden – fachmännisch bearbeitet – zu wunderschönen Schmuckstücken.
Unterschieden wird zwischen „Seestein“ und im Erdreich gefundenen „Erdstein“.
Küstendynamik
Entdecken Sie die besondere Vielfalt, Dynamik und Schutzbedürftigkeit der einmaligen Natur und Landschaft auf dem Darß. Gerade im Winter und im Frühjahr werden Besucher der Ostsee Zeugen von sehr schnell ablaufenden geologischen Prozessen. Die Steilküsten unserer Region unterliegen einer starken Zerstörung durch Regen, Frost, Wind und die zerstörende Kraft der Wellen. Bei einem Besuch des NATUREUMs lässt sich ein anderer Prozess der Küstendynamik gut beobachten. Die Brandung und die Strömung bewirken an diesen Küsten ständige Veränderungen. Teilweise erstreckt sich vor dem Leuchtturm ein breiter Sandstrand, der im Sommer von zahlreichen sonnenhungrigen Urlaubern aufgesucht wird. Oft reicht schon ein starker Sturm, um diesen Strand verschwinden und an anderer Stelle wieder anschwemmen zu lassen.
Geschichte des Leuchtturms
Lernen Sie die Geschichte des Leuchtturms und die zahlreichen Details dieses markanten Bauwerks kennen.
Der 1848 aus rotem Backstein erbaute Leuchtturm gilt als der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm an der mecklenburg-vorpommerschen-Küste – eine echte Besonderheit. Mit seinem weit reichenden Licht warnt er die Schiffe vor der Darßer Schwelle. Der Scheinwerfer strahlt mit der Charakteristik FI (2+4) W 22s, was so viel heißt wie: alle 22 Sekunden strahlen zwei und vier Blitze über die Ostsee. Noch in 23 Seemeilen Entfernung sind die Strahlen des Leuchtturmlichtes zu sehen. Einen Leuchtturmwärter gibt es schon lange nicht mehr im Lampenhaus des Turms. Die Lampe wird seit 1978 per Funk ferngesteuert. In den 30er Jahren wurde von Petroleum auf Strom umgestellt.
Wenn sich der Darßer Wald allmählich lichtet und unvermittelt der Leuchtturm Darßer Ort auftaucht, dann hat der Wanderer sein Ziel fast erreicht und die freudige Erwartung motiviert für die letzte Etappe: den Turmaufstieg. Wer die 126 Stufen der leuchtend grünen schmiedeeisernen Treppe mit den durchbrochenen Blumenmotiven in Angriff nimmt, der hofft nur noch, dass sich der Aufstieg auf den 35 m hohen Leuchtturm lohnen wird. Spätestens jedoch, wenn er durch die schwere Eisentür nach draußen tritt, weicht der etwas flache Atem purem Staunen. Der einmalige Rundblick von der Aussichtsplattform in 28 Metern Höhe über Darß und Ostsee erstreckt sich bei klarem Wetter sogar bis zur dänischen Insel Mön.
Die große Notwendigkeit des Leuchtfeuers belegen über 84 Wracks, die in unmittelbarer Nähe vom Darßer Ort entdeckt werden konnten. Ein Großteil dieser Schiffe sank auf den gefährlichen Untiefen, bevor der Leuchtturm am 1. Januar 1849 in Betrieb genommen werden konnte. Oft stoßen Strandspaziergänger auf hölzerne Spanten und Planken als Zeugnisse der zahlreichen Strandungen. Ein sensationeller Fund gelang den Unterwasserarchäologen östlich des Darßer Ortes. Tief im Sand eingespülte Wrackteile konnten als eine gut erhaltene 700 Jahre alte Kogge identifiziert werden. Das Hanseschiff hatte Stockfisch, isländischen Schwefel und Rentiergeweihe geladen. Es war ein so genannter „Umlandfahrer“, der um Kap Skagen in die Ostsee einsegelte.